Erfassung der Herpetofauna entlang eines Höhengradientes in Namibia unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses von Beweidungsdruck
Kurzfassung
Der Mensch verändert in globalem Maßstab die abiotischen und biotischen Aspekte in Biozönosen. Insbesondere die anthropogene Habitatmodifikation hat zu einer globalen Biodiversitätskrise geführt, da sowohl Habitate direkt zerstört werden als auch Habitate zunehmend fragmentiert werden. Gerade in extremen Lebensräumen kann dies massive Auswirkungen auf Populationen haben, da anzunehmen ist, dass sich die ökologische Anpassungsfähigkeit von Arten am Arealrand durch zunehmend pessimale Umweltbedingungen verringert. Dies führt zu einer Beschränkung auf optimale (Mikro-)Habitate.
Amphibien und Reptilien gelten seit langem als gute Bioindikatoren und werden aus diesem Grund oftmals zum Habitatmonitoring herangezogen. Entsprechend gut ist die Datengrundlage in den nördlichen Industrieländern, jedoch fehlen grundlegende Daten aus Drittweltländern. Insbesondere in extremen Lebensräumen ist der Einfluss von Beweidungsdruck auf die Herpetofauna wenig untersucht.
Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich über weite Teile des südlichen Escarpment, sowie die angrenzenden westlichen Ausläufer der Namibwüste. Die Landschaft der Tirasberge ist zerklüftet und von z. T. tiefen Tälern eingeschnitten, die in der Regenzeit als Wasserläufe dienen. Temporäre Gewässer sind während der Regenzeit durchaus häufig. Durch diese geologischen Besonderheiten entstehen eine Vielzahl unterschiedlicher Kleinstlebensräume für Pflanzen und Tiere. Das Untersuchungsgebiet befindet sich im Bereich der Savannenübergangszone und grenzt an die Vegetationszonen der Namib, Namakaroo und Sukkulentensteppe an und liegt somit in einem empfindlichen, besonders auf Klimawandel und ökologische Störungen reagierenden Ökosystem.
Das Hauptuntersuchungsgebiet liegt auf dem Gelände der Namtib Farm. Diese hat eine Fläche von 16.400 ha.

Untersuchungsmethoden
Die Erfassung der Herpetofauna soll mit standardisierten Methoden durchgeführt werden. Dazu zählen u. a. Visual Encounter Surveys, fotografische Individualerkennung, der Einsatz von Eimerfallen mit Driftzäunen. Besonders bedeutsam ist die Erfassung der Wildtierdichten durch Fotofallen.
Im Untersuchungsgebiet werden u. a. Transsekte auf 5 Höhenstufen verteilt. Die Länge der jeweiligen Transsekte soll 150 – 200 m bei einer Breite von 10 m betragen.
Ziel der Untersuchung ist, die Bedeutung des Ökosystems des Escarpments herauszustellen und Auswirkungen von Klimawandel, ökologische Störungen und Beweidung auf die Biozönosen darzustellen. Mögliche Effekte lassen sich auf relativ engem Raum durch eine Höhenzonierung nachweisen, da hier die Arten an ihre physiologische Toleranzschwelle kommen. Zentrale Fragestellungen sind u. a.: Wie weit reicht die Höhenverbreitung von einigen bekannten Tieflandarten in das Große Escarpment und mit welchem Artenwandel ist zu rechnen. Kommt es in den höher gelegenen Bereichen zum Verlust einiger Arten oder zu entweder kryptischen, neuen Arten oder zu isolierten Populationen, die sich genetisch von den westlichen und östlichen Vorkommen unterscheiden lassen? Wie verändert sich die Artenzusammensetzung und –abundanz in unterschiedlichen Bewirtschaftungsszenarien? Basierend auf unseren Untersuchungen, erhoffen wir uns auch wertvolle Aufschlüsse zum Schutz einiger besonderer, dort endemisch vorkommender Arten.
Der Wildtierbestand, der sich auf das Weideland verteilt, setzt sich größtenteils aus Gemsböcken (Oryx gazella), Springböcken (Antidorcas marsupialis) und Kudus (Tragelaphus strepsiceros), zusammen. Klippspringer (Oreotragus oreotragus) und Steinböckchen (Raphicerus campestris), kommen ebenfalls vor. Als Großraubtiere kommen im Untersuchungsgebiet Braune Hyäne und Leopard vor.
In einem weiteren Schritt ist der Aufbau einer Station geplant, die als Unterkunft für Studenten und zur Probenlagerung dienen soll. Kleine labortechnische Untersuchungen sollen ebenfalls möglich sein.